- Scharfe Kehrtwende nach oben
- Versorgungslage wird überraschend prekär: Force Majeures, Wartungen, Allokationen, Importschwäche
- Auftriebsdruck bleibt vorerst bestehen
Die Entwicklung in den europäischen Märkten für Standard-Thermoplaste im März 2015 zeigte überraschend drastische Kehrtwenden nach oben. Der Aufprall der Öl- und Naphthapreise nach monatelangem Abwärtsflug schlug sich in meist dreistelligen Anhebungen der Vorprodukte nieder. Im Monatsverlauf sorgten etliche Einschränkungen des Polymerangebots dafür, dass die Preiserhöhungen mit Ausnahme von PET und EPS die Kostensteigerungen übertrafen. Vor allem bei den Polyolefinen jagte eine FM-Meldung die andere. In der Styrolstrecke herrschte Enge beim Monomer. Der lange Ausfall in Moerdijk wurde unheilvoll ergänzt durch Wartungen.
Schon durch den Ölpreis-Verfall lockt das Niveau der Polymerpreise keine mildernden Importe an. Hinzu kommt die nachhaltige Euroschwäche. Der Export nach Europa lohnt sich zurzeit daher einfach nicht. Bei PE kommen die im Januar 2014 erhöhten Importzölle für Nahost-Waren hinzu (siehe auch Kommentar auf Seite 7). Resultat: Die europäischen Verarbeiter müssen um die spärlichen Mengen kämpfen.
Und so betrugen die Aufschläge bei den Polyolefinen im Schnitt zwischen 120 und 140 EUR/t. PVC legte mit durchschnittlich knapp 80 EUR/t ebenfalls Margen verbessernd zu. Der starke Anstieg des SM (+175 EUR/t) spiegelte sich in den Anhebungen bei PS und EPS. Einzig PET blieb mit im Schnitt +50 EUR/t dagegen noch geradezu moderat.
Wie fragwürdig die Produktionslage auch wirken mag, faktisch bleibt es bei Unterversorgungen des konjunkturell sehr ordentlichen Bedarfs. So werden die Polyolefin-Preise weiter anziehen, und dies vermutlich deutlich über den Kostensteigerungen von je 55 EUR/t bei Ethylen und Propylen. Die Produktionslage sollte sich in den nächsten Wochen zunehmend verbessern – wenn alles in normalen Bahnen verläuft. Dann müsste sich die anhaltend stabile Lage der Ölpreise wieder stärker beruhigend auf die Polyolefin-Notierungen auswirken.
Auch bei PVC blasen die Produzenten zum Angriff auf die in ihren Augen weiterhin zu tief stehenden Preise. Mit Ausrufen bis zu +90 EUR/t sollen die Margen verbessert werden. Die eng tendierende Marktlage spielt ihnen weiter in die Karten. An der überhitzten Lage in den Styrolstrecken wird sich wohl ebenfalls wenig ändern. Der SM-Referenzkontrakt lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor, aber in Anbetracht der Kapriolen an den Spotmärkten sind erneut massive Aufschläge hochwahrscheinlich. Weil die Versorgungslage eng bleibt, werden die Verarbeiter den Forderungen der Erzeuger nicht viel entgegenzusetzen haben. Erst wenn sich die SM-Versorgung entspannt, sollte es eine Beruhigung geben. Die PETPreise werden voraussichtlich ebenso zulegen. Wie hoch die Aufschläge ausfallen, wird sich durch den Mix von Kosten, Angebot und Nachfrage im saisonalen Frühjahrsstart ergeben.