- Polyolefine und Polystyrole gehen dreistellig durch die Decke
- Nur PVC verhalten
- Angebot knapp
- Nachfrage robust
- Kosten drängeln weiter
- Situation zunehmend dramatisch
Das neue Jahr begann für die westeuropäischen Verarbeiter von Standard-Thermoplasten mit einem Horrormonat. Die Vorproduktnotierungen legten auf ohnehin bereits hohem Niveau nochmals dreistellig zu, und die Polymerproduzenten ließen absolut keinen Zweifel am festen Willen zur Weitergabe der Kosten. Das meist verengte Angebot sorgte bei robuster Nachfrage fast durchweg für dreistellige Aufschläge bei Polyolefinen und Polystyrolen. PE-LD etwa hat die 1.500 EUR/t-Grenze durchstoßen, PS nähert sich gar dem 2.000 EUR/t-Bereich, der sonst den technischen Kunststoffen vorbehalten ist. Auch bei PET wurde die Steigerung des europäischen PX/MEG-Kostenmix mit 80 EUR/t über alles gesehen vollständig weitergegeben. Einzig PVC und EPS blieben vor dem Hintergrund der winterlichen Baubaisse unter der jeweiligen Kostenweitergabe stecken.
Angesichts der in Europa monatlichrund zwei Millionen Tonnen verbrauchter Polyolefine landeten nur durch die Preissteigerungen rund 200 Mio EUR mehr liquide Mittel aus den Kassen der Verarbeiter in den Büchern der Anbieter. Die Weitergabe an den Endkunden geht wie immer mit Verzögerungen vor sich, was zu Liquiditätsengpässen bei den Verarbeitern führte. Nicht wenige Mittelständler erreichten die Bonitätsgrenzen bei ihren Lieferanten. Zugleich werden die üblichen Gleitklauseln in den Endmarkt durch die Entwicklung zunehmend gesprengt. Viele Verarbeiter stehen vor nicht weniger als dramatisch zu nennenden Situationen.
PE-LD tendierte weiter zur Knappheit, die PE-LLD ist nach einigen Monaten des tendenziellen Überhangs wieder ausbalanciert, und PE-HD ist endgültig in der Enge angekommen. Geplanten Abstellungen gesellten sich technische Probleme zu, die gegen Ende Januar erneut zu Force Majeure-Meldungen führten. Die Importe blieben fast durchweg überschaubar. Bei PP waren Copo-Qualitäten knapp. Die restlichen Bereiche waren überwiegend balanciert versorgt.
Zu Monatsbeginn dämpften die Feiertage etwas, anschließend trübten die hohen Forderungen die Kaufwilligkeit teils erheblich ein. Dennoch zeigte sich die Nachfrage in weiten Bereichen sehr erstaunlich robust.
Es nimmt kein Ende: Auch im Februar notieren C2 und C3 höher, wenn auch mit +25 und +35 EUR/t nicht ganz so stark wie im Vormonat. Styrol allerdings saust im Zuge der weltweiten Benzolpreis-Explosion (kumuliert im Januar und Februar +271 EUR/t!) wieder um drei Stellen nach oben, hier ist wohl endgültig „Schluss mit lustig". Ebenfalls stiegen die PX-Spotpreise im Laufe des Januar an. Die Polymerproduzenten lassen wiederum keinen Zweifel an der Entschlossenheit zur Weitergabe der gestiegenen Kosten. Keiner will die Gefahr eines bitteren Gangs zum Gericht eingehen, die diesbezüglichen Erfahrungen sind noch zu frisch und zu tief. Bei tendenziell weiter knappem Angebot und recht stabil wirkender Nachfrage werden die Notierungen der Standard-Thermoplaste wohl oder übel also weiter steigen. Warm anziehen, den Endkunden die Dringlichkeit der Lage klar machen und gegebenenfalls - sauer aufstoßend - auf Absatz verzichten, so könnte für viele Verarbeiter im Februar die harte Realität aussehen.