- Trendwende im Sommermonat
- Rohstoffabsturz wandelt sich urplötzlich in Wiederaufstieg
- Nur begrenzte Abschläge für Polymere
- August: Kostensteigerung trifft auf Nachfragetief
Mit Paukenschlägen begann der Juli 2012 im Markt für Standard-Thermoplaste. Nachlässe von jeweils 170 EUR/t für Ethylen (C2) und Propylen (C3) sowie 115 EUR/t für Styrolmonomer ließen auf die ersehnte Bodenbildung für die Polymere im Juli hoffen. Schon Ende Juni begann der Run auf die verbilligten Mengen, die Kaufzurückhaltung der letzten Monate löste sich schlagartig spätestens mit Julibeginn auf. Doch der Donnerhall des Absturzes wurde durch Fanfarenstöße aus den weltweiten Öl- und Raffineriemärkten abgelöst, wo die Rohstoffe urplötzlich wieder anstiegen.
Die zuvor weit geöffneten Türen der Produzentenlager schlossen sich mit hoher Geschwindigkeit, Beschränkungen der Kostenweitergaben wurden abgelöst von Orderstopps, dann folgten lapidare Hinweise auf Verteuerungen bei noch im Juli ausgelieferten Zusatzmengen. Parallel zogen die Polymer-Spotmärkte sehr deutlich an. Unter dem Strich aber war der Verfall der Rohstoffpreise zu stark, als dass es auch am Ende bei den Polyolefinen nicht noch für ordentlich dreistellige Nachlässe bei den Kontraktgeschäften gereicht hätte. Meist wurde die margenneutrale Zweimonatsrechnung über Juni und Juli aufgemacht. Höhere zweistellige Abschläge waren der Regelfall bei PVC, den Styrolkunststoffen und PET.
Das Überangebot des Juni hatte sich nach der ersten Juliwoche wie von Zauberhand in eine aus Produzentensicht entspannte Balance mit der Tendenz zur Unterversorgung gewandelt. Oft ist eben die Perspektive für die Beurteilung von Fakten ausschlaggebend. Und die hatte sich nach der unerwartet heftigen Wiedergeburt der Öl- und Naphthahausse für die nächsten Wochen und den Folgemonat August recht deutlich gewandelt. Zudem war wohl im Juni schon Etliches in Export- und Handelskanäle geflossen, der verstärkte Abfluss in den ersten Julitagen ließ zügig weiteren Lagerdruck entweichen.
So wurde der erste Nachholbedarf aus Verarbeitung und Endmärkten noch gestillt, dann aber ließ der Verkaufsdruck nach. Zunächst herrschte noch viel Aufregung um Mengen, Orderstopps und Preise, Stück für Stück ließ das Interesse der Märkte aber zunehmend wieder auf Normalmaß nach – was in Zeiten der Eurokrise nicht allzu hoch angesiedelt werden sollte.
Wie nach dem Juliverlauf der Rohstoffmärkte zu erwarten, zogen die Kontrakte für Ethylen und Propylen im August mit +140 und +130 EUR/t wieder deutlich an. Noch stehen die Anbieter nicht wieder mit entsprechenden Forderungen auf der Matte, erste Versuchsballons mit +200 EUR/t wurden aber bereits gestartet. Auf viel Gegenliebe stößt dies auf Seiten der Nachfrage jedoch nicht. Selbst die gedrosselte Produktion reicht hin, um das zunehmend krisengeschüttelte Europa im weitflächigen Urlaubsmonat August fast mehr als ausreichend zu versorgen. In vielen Fällen könnte die Kostenweitergabe am Ende des Monats auf Produzentenseite schon als Erfolg angesehen werden, auch wenn eigentlich mehr Marge als Traum vorschwebte.