• Polyolefine stürzen mit Petrochemie abwärts
  • Margen leiden
  • PVC gibt Kosten weiter
  • Auch Styrolkunststoffe nach unten
  • Käufermarkt
  • Im Juli Ausverkauf bei Bodenbildung

Der Blätterwald in den Büchern der europäischen Produzenten von Standard-Thermoplasten rauschte im Juni 2012 deutlich vernehmbar. Der aus der Preisblase des Frühjahrs entweichende stürmische Wind wirbelte gehörig durch die Kalkulationsmodelle der Anbieter und ließ die Margen unter Null gefrieren. Im Zuge der fallenden Notierungen an den weltweiten Ölmärkten stürzten auch die Kurse in der Petrochemie ab. Insbesondere die Olefinstrecke folgte dem Naphtha in den Keller: Um 120 EUR/t sank der Ethylenkontrakt (C2) im Juni, um 125 EUR/t der für Propylen (C3). Und dazu zeigten im Monatsverlauf alle Spotnotierungen weiterhin nach unten. Es schien, als hätten die Abnehmer von Polyolefinen während des Frühjahrs geduldig auf diesen Augenblick gewartet, um alle Verkaufsanstrengungen der Rohstofflieferanten ins Leere laufen lassen zu können. „Man greift nicht ins fallende Messer", dieser Sinnspruch aller Einkäufer machte wieder einmal die Runde.

Und so konnte es nicht bei der einfachen Weitergabe der Kostenentwicklung bleiben. Der Abfluss von PE musste mit Zugeständnissen von durchschnittlich 160 bis 170 EUR/t bezahlt werden, PP landete um 160 EUR/t unter dem Vormonat. Einzig PVC hielt mit 60 EUR/t Nachlass immerhin die Marge – eher aber wohl ein Ausdruck des ohnehin schwachen Verlaufs im gesamten bisherigen Jahr. Unter der Erde ist eben wenig Platz nach unten. Auch die Styrolkunststoffe, deren maßgebliches Monomer Styrol im Rollover geschlossen hatte, musste den schwachen Märkten mit Abschlägen von bis zu 40 EUR/t Tribut zollen. Etliche PET-Abnehmer hatten wesentliche Schritte der ab Mitte Mai erkennbar fallenden Vorproduktnotierungen für PX und MEG bereits im Mai vollzogen, die Nachzügler erhielten nun entsprechende Abschläge. Unter dem Strich der beiden Monate orientieren sich die Nachlässe bei PET rund um 100 EUR/t.

Das Angebot quoll bei allen Sorten so trotz aller Drosselungen und Exportbemühungen wegen des ausbleibenden Abflusses mehr oder minder deutlich über. Etliche Sondergeschäfte unterminierten wie üblich die Position der Anbieter, befeuert noch von den krisenhaften Konjunkturentwicklungen in Südeuropa. Trotz des noch robusten Klimas in Nordwesteuropa hielten sich auch hier alle Beteiligten zurück. Sowohl Verarbeiter als auch Endabnehmer warteten lieber noch ein bisschen.

Und wie erwartet schlossen die Vorprodukte für den Juli nochmals deutlich tiefer ab. Sowohl der Ethylen- als auch der Propylenkontrakt fielen um satte 170 EUR/t, Styrol um 115 EUR/t, PX stand bei Redaktionschluss noch offen. Die entsprechenden Kostenentlastungen werden trotz aller Wartungen, Drosselungen und gegebenenfalls Abschaltungen eingefordert, keine Frage. Allerdings rechnen viele damit, dass mit den Bewegungen im Juli der Talboden erreicht ist. Deswegen ist auf niedrigem Preisniveau wohl mit einer Abverkaufswelle zu rechnen. Der August sollte eine Stabilisierung sehen, ab September könnte je nach Konjunkturentwicklung wieder über steigende Notierungen zu reden sein. Viele könnten dann zwar noch aus den letzten Juni-Tagen und dem Juli-Verlauf eingedeckt sein, aber das Herbst-Momentum stünde wieder auf der Anbieterseite. Zunächst aber heißt es wohl Halali bei der Schnäppchenjagd in der Lagerräumungszeit.