- Notierungen gehen noch weiter nach oben
- Aufstiegstempo verringert
- Anhaltende Angebotseinschränkungen
- Nachfrage durch Saisoneffekte belebt
- Verkäufermarkt auch im Juni
Wie bereits zum Monatsbeginn abzusehen, stand auch der fünfte Monat des Jahres 2010 für die europäischen Einkäufer von Standard-Thermoplasten im Zeichen von Kostenerhöhungen. Zwar verminderte sich der ursprüngliche Drive im Monatsverlauf ganz leicht, letztlich blieben aber überall Steigerungen von 10 bis 60 EUR/t hängen. Die meisten Polyolefine landeten zwischen 30 und 50 EUR/t Aufschlag. PVC lag bei 20 bis 30 EUR/t, PET rund um 40 EUR/t. Polystyrol stieg trotz leicht rückläufigen Monomers abermals um 30 EUR/t, EPS zog wegen des Bausogs noch stärker an. Bei weitgehend stabilen Kosten in der Petrochemie konnten die Produzenten damit auf breiter Front die Margen nach oben schrauben. In weiten Teilen der europäischen Kunststofferzeugung müsste nach Adam Riese derzeit gut verdient werden.
Hintergrund zu den Zahlen ist das weiterhin an vielen Ecken und Enden eingeschränkte Angebot. Der schwache Euro verhindert die Öffnung von Arbitrage-Fenstern, sodass den Hype abregelnde Importe weiter ausbleiben. In der europäischen Erzeugungslandschaft prägen Anlagenstillstände – ob geplant oder ungeplant – das Bild. Folge sind Mengenkontingentierungen vor allem bei PE-LD und PP. Die Konsolidierungen der letzten Jahre greifen nun beim PS. Bei PET machte sich die strukturelle Unterversorgung des Marktes durch die europäischen Kapazitäten trotz des Wiederanlaufens von einigen Linien als Verknappung bemerkbar.
Die Nachfrage zeigte sich im Wonnemonat trotz des nicht immer schönen Wetters und vieler Feiertagsbrücken belebt. Insbesondere die Saisongeschäfte wie Agrar, Bau und Gartenbau strebten ungetrübt ihren Höhepunkten entgegen. So wurden nun auch das PVC für Rohre und das EPS für Dämmstoffe nach langem Frostschlaf vom Frühling ergriffen. Verpackungen blieben wie zuvor schon stabil auf gutem Niveau. Auch die PET-Flaschensaison lief auf vollen Touren. Die Nachfrage war entsprechend gut und lag deutlich über der des Vorjahreszeitpunktes.
Die Welle der Kostensteigerungen in der weltweiten und europäischen Petrochemie scheint im Auslaufen begriffen. C2 und C3 sind mehr oder minder stabil, die Aromatenstrecke zeigt sich rückläufig. Zum Redaktionsschluss waren die SM- und PX-Kontrakte noch nicht fixiert, Benzol steht im Juni 59 EUR/t unter dem Vormonat. Dennoch wollen viele Erzeuger auch die letzten Ausläufer der Welle noch reiten, Forderungen von bis zu +75 EUR/t stehen im Raum. Der erbauliche Effekt von klingenden Münzen lockt scheinbar unwiderstehlich an. Da in vielen Fällen die Marktbalance auch im Juni weiter auf die Verkäuferseite tendiert, muss mit erneuten Aufschlägen gerechnet werden – wenn auch nicht immer in den Größenordnungen, die vorgezeichnet werden. Im Fall von Styrolkunststoffen und PET kann es wegen der sich abzeichnenden Kostenrückgänge in der Aromatenstrecke gegebenenfalls zum Rollover oder sogar zu leichten Notierungsabschwüngen auch bei den Polymeren kommen, soweit sich die Margen der Produzenten dennoch verbessern würden.
Quelle: KI – Kunststoff Information, Bad Homburg, www.kiweb.de
Alle Rechte vorbehalten.