- Streikfolgen festigen Notierungen
- Weitgehende Einpreisung der Kostensteigerungen
- PVC und EPS weiter fußkrank
- Schwächelnder Euro hält Auftriebsdruck unter Dampf
Schon zum Beginn des November 2010 war als Folge der französischen Rentenstreiks bei den Vorproduktkosten ein deutlicher Auftrieb erkennbar. Darauf basierend konfrontierten die Produzenten die westeuropäischen Einkäufer von Standard-Thermoplasten mit meist stattlichen Preiserhöhungswünschen. Die meist mit Margenverbesserung kalkulierten Verhandlungsvorgaben der Anbieter konnten jedoch überwiegend auf die Kostensubstanz zurückgestuft werden. Unter dem Strich trieben die über alle Standard-Thermoplaste entstandenen Preissteigerungen den Plastixx ST dennoch um 1,4 Prozentpunkte nach oben, der höchste Zuwachs seit sechs Monaten. Maßgeblich trugen dazu die um bis zu 45 EUR/t gestiegenen Notierungen für PS bei. Die Polyolefine verzeichneten Steigerungen von bis zu 20 EUR/t, PVC dagegen schaffte im Maximum ein Plus von 5 EUR/t. Die im Schnitt um 15 EUR/t gestiegenen Notierungen für EPS bedeuten wieder Margenverluste der Anbieter. Dagegen konnten die PET-Produzenten mit +85 EUR/t die Kostensteigerungen bei PX und MEG fast vollständig weiterreichen.
Die Versorgung hing über bis weit in den Monat hinein maßgeblich von den eingeschränkten Ausstoßmengen aus den französischen Produktionsstätten ab. Dennoch konnten zumindest die strategischen Kunden mit Ersatzlieferungen von anderen Standorten meist unterbrechungsfrei versorgt werden. Mit zunehmender Dauer wurden die Normalisierungssignale aus Frankreich immer deutlicher, zunächst bei PVC, gegen Monatsende auch bei den Polyolefinen. Der Druck ließ somit tendenziell zunehmend nach. Bei PET mangelt es weiterhin wegen der Faserhausse in China deutlich an Importen, was den Markt am Rand der Balance hielt.
Generell bewegten sich abgerufenen Mengen in den ersten drei Novemberwochen bei allen Commodities immer noch auf robustem Niveau. Erst in der letzten Woche begann der Winter mit massiven Kälteeinbrüchen seinen eisigen Klammergriff anzuziehen. In den Saisonmärkten für PVC und EPS kam es zu abrupten Bestellabbrüchen, PET-Flaschen gingen in normalen Gang in die Nebensaison. Hingegen setzten sich die Abrufe bei Polyolefinen für Verpackungen auf hohem Niveau fort, das Preishoch dämpfte jedoch die Nachfrage nach einfachen Typen. Die Verarbeiter begannen mit Schichtreduzierungen und Anlagenabstellungen, was den Rohstoffeinkauf ebenfalls drückte.
Der seit Wochen anhaltende Ölauftrieb sorgte für ein ebenso dauerhaft hohes Preisniveau für das Folgeprodukt Naphtha. Bislang kompensierte der schwache Dollar noch weitere Ausbrüche nach oben, nun wird das Euro-Schutzschild durch die wieder aufflammende europäische Schuldenkrise schwächer. Deswegen wurden die Vorprodukte ungewöhnlicherweise für den Dezember teurer. Ethylen (C2) zog um 27 EUR/t an, Propylen (C3) um 22 EUR/t, der erste Styrolkontrakt liegt gar trotz des im November gegenläufigen Spotmarkts um 38 EUR/t höher. Die Polyolefin-Produzenten bestehen im Minimum auf Kostenweitergabe, auch PVC bleibt wie üblich mit 50 Prozent davon nicht verschont. Im SM-Verwirrspiel muss mindestens vom Wunsch nach Kostenweitergabe ausgegangen werden. Auch PET wird gegebenfalls steigenden Vorproduktkosten folgen. Die Märkte bleiben unter Auftriebsdruck, wenn auch die letztliche Höhe von den jeweiligen Nachfrageentwicklungen abhängen wird.