- Notierungen im freien Fall
- Erdrutsch bei PE
- Nachfrage schwach
- Viele Drosselungen
- Ausblick: Suche nach dem Talboden
- Benzol-Implosion verunsichert Styrol-Kette
Die Preise von Standard-Thermoplasten gingen im Oktober 2008 in einen sich beschleunigenden freien Fall über. Die in der Sommerhitze explodierten Notierungen fielen zumeist wieder auf die Ausgangsniveaus zurück.
Historische Dimensionen bekam der Verfall bei PE, wo in der Spitze PE-LD um bis zu -210 EUR/t nach unten ging. Auch EVA ging bis zu -120 EUR/t zurück. Robuster zeigte sich PP, wo sich die Zugeständnisse von bis zu -70 EUR/t streng am Propylen-Kontrakt für Q4 von -62 EUR/t orientierten. S-PVC gab mit -55 EUR/t nur etwa die Hälfte des C2-Rückganges in Q4 (-108 EUR/t) nach. PS unterschritt mit -85 EUR/t den Rückgang des SM-Kontraktes Oktober von -97 EUR/t, hier griffen wohl bereits die Drosselungen Schaden begrenzend ein. Bei EPS musste der Styrol-Rückgang durchgewunken werden. Auch PET zeigte sich im freien Fall. Europa wurde mit einem Minus von im Schnitt -110 EUR/t vorerst am meisten getroffen, Nordamerika und Asien gingen um bis zu -75 EUR/t zurück.
Überdurchschnittlich gut waren alle Polyethylene im Angebot. Vor allem die Bestände von PE-LD quollen bei den Anbietern nach dem vierten abnahmeschwachen Monat in Folge über. Auch zuletzt eher knappe Spezialitäten wie EVA und höherwertige Typen von PE-LLD standen im Überangebot. Solche Tendenzen zeigen sich auch bei allen anderen Standard-Thermoplasten. Trotz umfangreichster Drosselungen und Stilllegungen – maximal 60 Prozent der Kapazitäten laufen derzeit – ist vor allem anhaltend zuviel PET-Ware im Markt.
Vor dem Hintergrund der zuerst durch die Rohstoffverteuerung sowie danach durch die Finanzkrise verursachten Vollbremsung der Nachfrage zeigten sich nur wenige Segmente unbeeinträchtigt, insbesondere Verpackungen für Lebensmittel, Pharmazie und Hygiene wurden zumeist stabil abgerufen. Im Bausektor wirkte sich die Finanzkrise zunehmend negativ vor allem auf die bisherigen Zugpferd-Märkte in Osteuropa aus. Die PET-Nachfrage ist von einer Kombination von schlechtem Wetter und miesester Verbrauchslaune geradezu erwürgt worden.
Die markante Rohstoffpreiserhöhung ab Juli sowie die Finanzkrise brachten zahlreiche Marktsegmente nahe an den Kollaps, die Lage kann wohl als dramatisch bezeichnet werden. Überall sind daher Drosselungen unternommen oder angekündigt, sowohl bei Vorprodukten als auch bei Polymeren. Inwieweit die Maßnahmen greifen, bleibt abzuwarten. Besonders eng kann es im November für die Styrol-Kunststoffe werden. Der Benzol-Kontrakt knallte um mehr als 60 Prozent auf 316 EUR/t nach unten. Alle Verhandlungen in der Folge-Kette verzögerten sich. In der jetzigen Gemengelage könnte das durchaus in einem Gemetzel enden, gefragt ist die Disziplin aller Marktteilnehmer.
Die gravierenden Ereignisse dürften im letzten Quartal des Jahres kaum noch Erholungschancen für die Kunststoff-Märkte bieten. Zumindest bis Weihnachten scheint es keine Entwarnung geben zu können.
Quelle: KI – Kunststoff Information, Bad Homburg, www.kiweb.de
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