• Aufweichungen auf breiter Front
  • Polyolefine oft im Verlust
  • PVC mit schwachem Rollover
  • PS und EPS geben Senkung weiter
  • PET folgt Kosten
  • Drosselung zur Angebotsregelung

Als recht turbulenter Monat auch in den europäischen Polymermärkten geht der August 2011 wohl in die Geschichtsbücher ein. Nachdem anfänglich zumindest das Durchreichen der Kostensteigerung des Ethylens um 30 EUR/t als unproblematisches Unterfangen erschien, brach mit der Herabstufung der Bonität der USA, den Kursstürzen an den weltweiten Aktienmärkten und einem deutlichen Korrekturrutsch der Ölpreise spätestens mit der zweiten Woche schlagartig Zurückhaltung aus. Der im Frühsommer von den Produzenten prognostizierte Preishype fiel zum Schluss von Q3 komplett aus. Im Gegenteil konnten die westeuropäischen Einkäufer von Standard-Thermoplasten im September 2011 in den meisten Fällen zumindest kleinere Zugeständnisse verbuchen. Einzig PET folgte im Wesentlichen den wieder gestiegenen Kosten in der Polyesterstrecke.

Der Ethylenkontrakt unterschritt den Augustlevel mit 5 EUR/t nur leicht. PE-LD und PE-HD schlossen aber mit Rückgängen von bis zu 20 EUR/t den Monat ab. Bei PE-LLD setzte sich die Seitwärtslinie weitgehend fort. Die überzogenen Notierungen bei EVA wurden nun mit sehr deutlichen 105 EUR/t nach unten angepasst. PVC konnte sich trotz erheblichen Mengendrucks mit einem leichten Rückgang von im Schnitt 5 EUR/t über den Monat retten. Propylen wurde 37 EUR/t tiefer fixiert. Das PP musste zumindest bei den Spritzgießmaterialien die Kostensenkung weiterreichen, nur bei den Folienqualitäten wurde mit dem gewährten Rückgang von im Schnitt 25 EUR/t etwas Marge gut gemacht.

Die Styrolkontraktreferenz wurde nach dem Augustsprung mit dem Rückgang von 39 EUR/t wieder zurecht gestutzt. Bei den Styrolkunststoffen schaffte es nur das saisongetriebene EPS, mit einem Minus von 25 EUR/t einen Teil dieser Kostensenkung zur Margenverbesserung einzubehalten. Beim gut verfügbaren PS mussten hingegen die günstigeren Kosten mit Zugeständnissen von 40 EUR/t vollumfänglich weitergereicht werden. PET stieg den PX- und MEG-Kosten folgend zwischen 10 und 40 EUR/t an. Zugleich wurde eine weltweite Annäherung der Preise für sehr große Abnahmen erkennbar. Auf der Angebotseite griffen die Produzenten zu zunehmend drastischeren Maßnahmen. Generell wurde die Ausstoßleistung der Vorproduktanlagen und Folgeanlagen abgesenkt. Zu Wartungen kamen hier und da Force Majeures hinzu. Dennoch konnte der schwächere Bedarf überwiegend zeitnah abgedeckt werden. Bei PET schlugen ausbleibende Importe kaum ins Gewicht.

Deutlich schwächer als erwartet zeigten sich die Abrufe. Die Konsumenten schalteten angesichts anhaltender Negativschlagzeilen in der europäischen Schuldenkrise zumindest einen Gang tiefer. Die Abnahmeflaute schlug relativ schnell in die Kette zurück.

Aus Sicht der Produzenten wird sich die Konjunktur in Q4 kaum mehr beleben. Rigorose Maßnahmen wie Abstellungen von Raffinerien und Vorproduktanlagen bis hin zur Polymerisation stehen auf dem Plan vieler Anbieter. Erste Wirkungen zeigen sich schon in den Kontrakten für den Oktober. C2 blieb im Rollover, C3 entspannte sich mit 10 EUR/t nur noch leicht. Einzig Styrol reagierte mit Rückgängen um bislang rund 80 EUR/t auf den dreistelligen Benzoleinbruch. Die Anbieter verkündeten sehr kühn wirkende Forderungen bis zu +150 EUR/t bei PE, bei PP steht ein noch nicht näher definierter Aufschlag im Visier. Vergleichsweise bescheiden mit dem Erhöhungswunsch von 30 EUR/t geben sich die PVC-Hersteller. Die PS-Produzenten wollen nur 45 EUR/t von den tieferen Kosten weiterreichen. Erste Überlegungen von bis zu +40 EUR/t bei PET stoßen auf harten Widerstand der Abnehmer. Alles in allem wird zunächst wohl das überwiegend noch gute Angebot den Richtungsverlauf der Notierungen bestimmen.