• Im Sommerlochmonat überschwemmen die Erzeuger den Markt mit Sonderangeboten
  • Polymere brechen noch stärker ein als die Monomere
  • Anwendermärkte bleiben mau

PE: Wer hätte das gedacht? Im Juli herrschte Sommerlochzeit. Zugleich entpuppte sich der Monat als ein Monat der Sonderangebote – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Obwohl sich das Monomer um 100 EUR/t verbilligte, brach der Preis für Polyethylen typenübergreifend zumeist noch stärker ein. Eine anhaltend schwache Nachfrage und gute Importe setzen die Notierungen unter Druck. Trotz Wartungen und Drosselungen konnten die Kontrakte gut erfüllt werden. Etliche Verarbeiter können ihre Aufträge aus Lagerbeständen produzieren. Noch immer sind keine größeren Folgeaufträge in Sicht.

PP: Schlimmer geht immer. Erneut brachen die Polymer-Preise deutlich stärker ein, als es der Rückgang beim Monomer erwarten ließ. Es herrscht Überversorgung in Europa. Aus dem Nahen Osten und Asien kamen reichlich Importe. Zudem drückt die Ferienzeit in ganz Europa die Nachfrage in den Keller. Wer verkaufen wollte, musste mit „Spezialangeboten“ in den Markt. Auch im August dürfte es zu weiteren Produktionskürzungen kommen, weil die Nachfrage partout nicht steigen will.

PVC: Die PVC-Notierungen haben im Juli 2022 die Abwärtsbewegung der beiden Vormonate fortgesetzt. Dennoch sind die Preise nach wie vor sehr hoch. Die Abschläge im Juli hatte der rückläufige C2-Kontrakt (-100 EUR/t) eingeleitet. Zusätzlichen Druck brachte die schwache Nachfrage, die durch die Urlaubszeit und die nachlassende Dynamik am Bau gekennzeichnet war, sowie die gute Verfügbarkeit durch üppige Importe. An der Grundtendenz wird sich im August nicht viel ändern. Die PVC-Notierungen werden wohl weiter Federn lassen.

PS: Die Preise für Styrolkunststoffe haben im Juli 2022 ihren Zenit erreicht. Der Anstieg der Styrol-Referenz zum Q3-Auftakt bugsierte die Notierungen für Polystyrol und EPS auf neuerliche Allzeithochs. Rezessionsängste und Spekulationen auf eine bevorstehende Preiskorrektur sorgten jedoch dafür, dass Verarbeiter nur das Allernötigste kauften und Bestände nach Möglichkeit reduzierten. Für den August sackte die Styrol-Referenz um satte 509 EUR/t ab. Bei PS und EPS werden die Anbieter versuchen, einen Teil dieser gewaltigen Kostenreduktion einzubehalten. Bei ABS wird der Preisrutsch durch die geringeren Kostenveränderungen von Butadien (+40 EUR/t) und ACN (-18 EUR/t) abgefedert; doch auch hier bewegt sich der Rückgang der Kompositkosten (ohne Energie) rein rechnerisch bei rund 300 EUR/t. Seitens der Nachfrage ist keine nennenswerte Belebung zu erwarten.

PET: Auch im Juli 2022 setzten sich die Turbulenzen im europäischen PET-Markt fort. Das maßgebliche Vorprodukt PX wurde sehr knapp und verteuerte sich immens. In der unsicheren Situation dürften weitere Steigerungen der Notierungen aus Sicht der Erzeuger als alternativlos erscheinen. Allerdings sind ja nicht nur die Rohstoff- und Erzeugermärkte in Aufruhr, die Endmärkte wirken vor dem Hintergrund von Rezessionsängsten ebenso fragil. Die Verarbeiter werden somit weiter sehr vorsichtig agieren. Die Importlager aber werden dünner, und allzu bald sind keine neuen Einfuhren in Sicht. Abermalige Anhebungen sind somit wahrscheinlich.