• Zumeist Rollover bei PE und PP
    • Bei PET ziehen die Preise gegen Monatsende an
    • Ukraine-Krieg verunsichert Kunden und lässt die Ordertätigkeit für März stocken


PE: Die schwache Nachfrage machte ihnen einen Strich durch die Rechnung – keinen Erfolg hatten die PE-Produzenten im Februar 2022 bei ihrem Versuch, die Preise nach dem Anstieg der Ethylen-Referenz (+67,50 EUR/t) ebenfalls anzuheben. Doch nicht nur das: Wegen der geringen Nachfrage mussten sie bei PE-LD, PE-LLD und einigen PE-HD-Typen sogar Preisnachlässe einräumen. Allerdings sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Preise sich seit geraumer Zeit auch auf einem sehr, sehr hohen Niveau bewegen.

Und jetzt kommt auch noch der Ukraine-Krieg hinzu. Viele Verarbeiter und deren Kunden sind massiv verunsichert und treten bei ihren Ordern auf die Bremse. Das nach wie vor hohe Preisgefüge und weiterhin wohl eher verhaltene Mengenabrufe dürften dazu führen, dass die Erzeuger den neuerlichen C2-Kostenanstieg im März (+95 EUR/t) voraussichtlich auch nur anteilig einpreisen werden können – und bei PE-HD-Blasform- und Blasfolienqualitäten könnte angesichts des bestehenden Überangebots selbst das nicht gelingen.

Von der Entwicklung bei PE unbeeindruckt blieb EVA. Angesichts der massiven Unterversorgung des europäischen Markts setzte der Werkstoff seinen Höhenflug ungebremst fort.

PP: Die Mehrzahl der berichteten Homopolymer-Typen blieb im Rollover stecken oder zumindest nahe daran. Copolymer-Materialien verzeichneten hier und da Abschläge in nennenswertem Umfang, während helle TV-Compounds leicht nach oben gezogen wurden.

Der wesentliche Nachfragetreiber Automobilbau schafft es nicht, die hohen Auftragsbestände abzuarbeiten. Spritzgießunternehmen kauften deshalb nach wie vor nur das Notwendige oder füllten mit Sonderposten die Lager auf – Letzteres in Erwartung anspringender Konjunktur. Unsicherheit aufgrund der Ukraine-Krise war bereits in den letzten Februartagen vor Ausbruch des Krieges spürbar.

Die Nachfrage nach konsumnahen Verpackungen entpuppte sich entgegen der Erwartung als Enttäuschung. Die Ordertätigkeit kühlte sich im Gegenteil mächtig ab. Folienproduzenten konnten sich zudem auf dem Spotmarkt mit günstigem Material eindecken und waren damit nicht auf kontraktierte Mengen angewiesen.


Die europäische Versorgung ist trotz einiger Anlagenausfälle bei Homopolymeren mehr als ausreichend. Hinzu kommen bei beiden Materialfamilien vermehrte Importe aus Südkorea und den USA – deren Preise auch bei kleinen und mittelgroßen Abnahmen häufig deutlich unterhalb der KI-Range bleiben.

Der im März um 95 EUR/t gestiegene C3-Kontrakt wird kaum Wirkung entfalten. Die Auftragsbücher der Verarbeiter bleiben vielfach merklich leerer als sonst in dieser Jahreszeit. Einer der Gründe ist der Krieg in der Ukraine, der für die Mehrzahl der Unternehmen eine starke Unsicherheit verbreitet, zumal sich auch große Automobilbauer – vor allem aus dem Nutzfahrzeugbereich – aus russischen Gemeinschaftsunternehmungen zurückziehen.
Die Importe günstiger Materialien nehmen darüber hinaus teilweise noch zu und nehmen den europäischen Erzeugern jede Möglichkeit einer Preiserhöhung.

PVC: Die Preisspirale dreht sich weiter. Die Notierungen der PVC-Compounds setzten ihren Aufwärtstrend im Februar 2022 fort, und auch die Preise für das PVC-Basismaterial strebten nach zweimonatiger Verschnaufpause wieder nach oben. Triebfeder der Aufschläge war beim Basismaterial im Wesentlichen die Verteuerung von C2 (+67,50 EUR/t), während bei den Compounds die gestiegenen Kosten für das Basismaterial sowie Zuschlagstoffe wie Titandioxid, Stabilisatoren und Flammschutzmittel durchschlugen.

Und ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Der Krieg in der Ukraine hat die Preise für Öl und Energie bereits nach oben getrieben, und im Windschatten dessen werden die März-Notierungen für PVC und Compounds folgen.

PS: Von den Unwägbarkeiten durch die Ukraine-Krise blieben die Notierungen für Styrolkunststoffe im Februar 2022 noch weitgehend unberührt. Nach dem Rückgang der Styrol-Referenz (-51 EUR/t) gaben auch die Preise für Polystyrol und EPS nach. Bei Polystyrol gingen einige Anbieter über die Kostenermäßigung hinaus, weil sie bei der Preisgestaltung auch die rückläufigen Energiekosten berücksichtigten, während die Abschläge für EPS grau angesichts der Materialengpässe deutlich niedriger ausfielen.

Auch bei ABS räumten mehrere Anbieter Preisnachlässe ein, auch wenn es seitens der Kompositkosten eigentlich kaum Veränderung gab – einige Akteure begründeten die Abschläge mit den gesunkenen Energiekosten, andere korrigierten insbesondere bisherige Preisspitzen nach unten.

Die Phase der Entspannung, in der die Preise – ABS und EPS hatten zuvor neue Allzeithochs markiert – etwas nach unten kamen, währte aber nur kurz. Der Überfall Russlands auf die Ukraine und die nachfolgenden Sanktionen des Westens verunsichern die Märkte. Steigende Preise für Rohstoffe und Energie sind die Folge.

Die Styrol-Referenz legte im März um 93 EUR/t zu, und im Windschatten dessen werden sich auch PS und EPS verteuern. Aufschläge sind auch für ABS absehbar, zumal neben Styrol auch die Kosten für Butadien (+100 EUR/t) und ACN (+93,50 EUR/t) nach oben gingen. Je nach Anbieter dürfte zudem eine Energiekomponente draufgesattelt werden. Es winken also neue Höchstpreise für EPS und ABS. Unbill droht den Verarbeitern auch seitens der Logistik, da viele Lkw-Fahrer aus der Ukraine kommen und wegen des Krieges in ihre Heimat zurückkehrten.

PET: Die europäischen PET-Märkte wurden im Verlauf des Februar 2022 zunehmend nervöser. Zu Monatsbeginn trafen die angekündigten Importe aus Fernost ein. Damit schlugen erste Meldungen über den PTA-Mangel in Litauen noch keine allzu großen Wellen. Gegen Mitte Februar aber zogen die FOB-Preise in Asien deutlich an, die Produktionslage in Europa zeigte sich verengter, Öl und Energie verteuerten sich weiter. Zugleich nahm der Druck für Vorsaison-Käufe bei den bislang abwartenden Abnehmern zu, die Lager leerten sich. Die meisten Abnahmen waren da aber schon meist mit Rollover unter Dach und Fach gebracht. Danach gebuchte Kleinstmengen für den Ad hoc-Verbrauch jedoch wurden teurer, hier ging es in der Spitze um bis zu 50 EUR/t nach oben.

Die Aussicht auf den März ist von großen Unsicherheiten geprägt. Der Krieg in der Ukraine (siehe KIWeb vom 25.02.2022) überschattet die Märkte. Öl, Gas, Energie, Logistik – alles dürfte sich nochmals stark verteuern. Auch weitere Lieferverzögerungen sind in dieser Lage möglich. Verwerfungen in Handelsströmen könnten die Importe aus Asien eintrüben und allgemein teurer werden lassen, Zuspitzungen der Spannungen in Mittel- und Osteuropa mit Auswirkungen auf die Produktionslage vor allem in Litauen, nichts scheint ausgeschlossen. Zugleich beginnt die Frühjahrssaison, und getrunken wird bekanntlich immer, auch in Krisensituationen. In der Summe stehen wohl sehr deutliche Preissteigerungen auf der Agenda.