Frankfurt, 25.02.2009
Kunststoffverarbeiter mit leichtem Wachstum/ Finanzkrise trifft vor allem Zulieferindustrie
Die Kunststoff verarbeitende Industrie konnte für das Jahr 2008 trotz eines schwierigen Marktumfeldes einen leichten Zuwachs verzeichnen. Der Umsatz der Branche stieg um zwei Prozent auf 54 Milliarden Euro, die Produktion behauptete sich auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Die Entwicklung der einzelnen Branchensegmente verlief unterschiedlich. Während die Hersteller von Kunststoffverpackungen ein Umsatzplus von sechs Prozent erzielten, wurden die Zulieferer der Automobilindustrie von der Finanzkrise hart getroffen. Dem zugrunde lag ein drastischer Auftragseinbruch im letzten Quartal 2008.
Branchenzweige mit unterschiedlichen Entwicklungen
Die Kunststoff verarbeitende Industrie hat im Jahr 2008 Waren im Wert von insgesamt 54 Milliarden Euro produziert. Dies entspricht einem Umsatzplus von zwei Prozent. Dr. Reinhard Proske, Präsident des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) stellte am Aschermittwoch in Frankfurt am Main die Kennzahlen der Branche für das zurückliegende Jahr vor. Den höchsten Umsatzzuwachs erzielte die Kunststoffverpackungsindustrie mit sechs Prozent. Sie profitierte davon, dass ein Großteil aller Packmittel im relativ konjunkturunabhängigen Lebensmittel- und Konsumbereich eingesetzt wird. Mit einem moderaten Umsatzplus von 2,5 Prozent schlossen die Hersteller von Bauprodukten aus Kunststoff ab. Nach einem schwachen Vorjahr machten sich unter anderem die staatlich geförderten Maßnahmen zur Wohnraummodernisierung positiv bemerkbar. Die Hersteller von Konsumwaren wie z. B. Haushalts-, Sport- und Freizeitartikeln steigerten ihren Umsatz um zwei Prozent. In erheblichem Ausmaß wirkte sich die Finanzkrise auf die Produzenten von technischen Teilen für die Automobil- und Elektroindustrie aus. Sie verzeichneten für das Gesamtjahr einen Umsatzrückgang von 3,5 Prozent. Nach einem zunächst stabilen Jahresverlauf in dieser Sparte kam es im letzten Quartal zu einem ebenso abrupten wie drastischen Auftragseinbruch. Dieser Trend setzte sich verstärkt auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres fort.
Schwacher Außenhandel im 4. Quartal 2008
„Ein wesentlicher Faktor für die deutlichen Umsatzeinbußen in Teilen der Kunststoff verarbeitenden Industrie war die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland. Während sich der Inlandsumsatz insgesamt um 3,5 Prozent erhöhte, ging der Umsatz im Außenhandel um ein Prozent zurück, ein für den traditionell exportstarken Wirtschaftszweig ungewohnter Trend. Im vierten Quartal 2008 brach bis auf den Baubereich in allen Branchensegmenten der Auslandsumsatz ein, bei den Automobilzulieferern teilweise um mehr als 20 Prozent.
Steigende Beschäftigtenzahlen
Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Kunststoffverarbeitung ist 2008 um 2,9 Prozent auf 292.000 gestiegen. Einige Unternehmen meldeten gegen Ende des Jahres allerdings Kurzarbeit an, Entlassungen im großen Stil konnten bislang verhindert werden. Die weitere Entwicklung der Beschäftigtenzahlen wird davon abhängen, ob die zuletzt deutlich zurückgegangene Nachfrage mittelfristig wieder belebt werden kann.
Finanzkrise belastet Mittelstand
Der teils massive Auftragsrückgang hat bei einigen Kunststoffverarbeitern zu erheblichen Liquiditätsengpässen geführt. Für mittelständische Unternehmen wird es immer schwieriger, Kredite zu erhalten, da die Anforderungen an deren Gewährung enorm verschärft worden sind. Dr. Reinhard Proske: „Es ist fatal für die Konjunktur in Deutschland, wenn die Banken als Verursacher der Finanzkrise Unternehmen die dringend benötigte Zwischenfinanzierung verwehren. Gerade der Mittelstand ist Leidtragender dieser Entwicklung.“ Der GKV begrüßt daher das zweite Konjunkturpaket, das konkrete Maßnahmen zur Unterstützung für mittelständische Unternehmen vorsieht. Gleichzeitig fordert der Verband aber, den Schwerpunkt der Maßnahmen zur Bewältigung der Krise noch stärker von der Finanz- auf die Realwirtschaft zu verlagern.
Gedämpfte Erwartungen für 2009
Laut der vom Verband im Januar durchgeführten Konjunkturumfrage erwarten 58 Prozent aller befragten Verarbeiter sinkende Umsätze für das laufende Jahr, 18 Prozent glauben an ein Umsatzplus. Ähnlich wird die Renditesituation eingeschätzt: Nur elf Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden, 34 Prozent aber mit sinkenden Erträgen. Michael Rathje, Hauptgeschäftsführer des GKV: “Die Unwägbarkeiten der Finanzkrise machen es zurzeit schwierig, eine belastbare Wachstumsprognose abzugeben. Wir sind aber davon überzeugt, dass die Kunststoff verarbeitende Industrie aufgrund ihres großen Innovationspotentials und ihrer zukunftsweisenden Erzeugnisse auch diese Krise meistern wird.“
Der GKV ist die Spitzenorganisation der deutschen Kunststoff verarbeitenden Industrie. Als Dachverband bündelt und vertritt er die gemeinsamen Interessen seiner Trägerverbände und agiert dabei als Sprachrohr gegenüber Politik und Öffentlichkeit.
Die Kunststoff verarbeitende Industrie ist mit einem Jahresumsatz von 72,5 Mrd. € und 319.264 Beschäftigten in 2.997 Betrieben einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland.
Die vorwiegend mittelständisch geprägte Branche zeichnet sich durch hohe Innovationskraft und eine vielfältige Produktpalette aus. Kunststoffe werden zu Verpackungen, Baubedarfsartikeln, technischen Teilen, Halbzeugen, Konsumwaren und vielen anderen Produkten verarbeitet.
Ansprechpartner:
Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V.
Tel.: +49 (0)30 3971 2230
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